Warum auch Restrukturierungsmaßnahmen eine Public Affairs Strategie benötigen
Restrukturierungsmaßnahmen sind heute bei großen wie auch bei mittelständischen Unternehmen an der Tagesordnung. Teils aufgrund interner Bedingungen, wie das Insolvenzverfahren der Drogeriemarktkette Schlecker jüngst zeigte, teils aufgrund externer Übernahmepläne wie bei Hochtief.
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, diese wirtschaftlich notwendigen Veränderungsprozesse umzusetzen, ohne massiven Vertrauensverlust bei den Mitarbeitern, Kunden und der breiten Öffentlichkeit zu erleiden. Aufgrund eines mangelnden Politik-Managements geraten Unternehmen jedoch leicht in eine Defensiv-Position zwischen verschiedenen Interessen. Das Resultat: Politik, Gewerkschaften und Arbeitgeberseite führen eine interessengeleitete Debatte, die jede Seite bereitwillig zur Selbstprofilierung nutzt. Die zum Teil polarisierende mediale Berichterstattung führt nicht selten zu einer Verhärtung der Fronten und letztlich zu einem beträchtlichen Imageschaden für das Unternehmen.
Gutes Politik-Management wirkt präventiv
Um dies zu vermeiden hilft ADVICE PARTNERS dem Zulieferunternehmen eines wichtigen deutschen Industriezweiges (der Name bleibt aus Gründen der Vertraulichkeit unbekannt) im Vorfeld seiner Umstrukturierungsmaßnahmen, das eigene Politik-Management zu intensivieren. Das finanziell angeschlagene Unternehmen steht kurz vor einer Übernahme durch einen amerikanischen Hegde-Fond. Die Folge: Vier Werksschließungen und der Abbau von 1.500 Beschäftigungsplätzen, weitestgehend durch Entlassungen.
Für ein gelungenes Politik-Management gilt es zunächst, eine detaillierte Analyse des Umfelds des Unternehmens zu erstellen und daraus Maßnahmen abzuleiten, die das Interesse des Unternehmens bei den relevanten Stakeholdern einbringen.
Im konkreten Fall hat ADVICE PARTNERS in Zusammenarbeit mit der Unternehmensführung ein Politik-Management initiiert, das alle Betroffenen sowie deren Bedürfnisse bezüglich der Übernahme rechtzeitig involviert. Mithilfe einer Stakeholder-Map wurden zunächst die relevanten Ansprechpartner und ihre Positionen identifiziert. So konnten Positionspapiere erstellt werden, die gemeinsame Interessen zwischen dem Unternehmen und den unterschiedlichen Interessengruppen aufzeigen. Diese Kommunikationsstrategie wurde unter allen Verantwortlichen abgestimmt, bevor persönliche Kontakte zwischen der Unternehmensführung und den Stakeholdern initiiert wurden. Persönliche Gespräche sowie ein schriftlicher Austausch mit politischen Entscheidern vor Ort, Betriebsräten, Mitarbeitern aber auch Kunden bildeten die Grundlage für das nachhaltige Politik-Management des Unternehmens. So gelang es diesem auf einer sachlichen Gesprächsbasis seinen Standpunkt zu verdeutlichen und bei den von der Umstrukturierung Betroffenen Verständnis und Unterstützung zu generieren. Noch bevor es zu einer großen medialen Aufmerksamkeit kam, waren somit alle Beteiligten über die anstehenden Unternehmensentscheidungen informiert und auch selbst zu Wort gekommen.
Offensive statt Defensive
Zu erwartende Vorwürfe, das Unternehmen würde im Alleingang, ohne Rücksicht auf die Belegschaft agieren, konnten somit die Grundlage entzogen werden. Die anschließende Pressekonferenz informiert die breite Öffentlichkeit über alle potentiellen Fragen und verstärkt noch den durch das frühzeitige Politik-Management hergestellten Dialog zwischen den Beteiligten.
Das Ergebnis: Das Unternehmen wird in der Öffentlichkeit als verantwortungsvoller und offensiver Gesprächspartner wahrgenommen. Weder von politischer Seite noch von den Arbeitnehmerverbänden wurden Initiativen gegen die notwendigen Entscheidungen des Managements angestrengt. Vielmehr wurde in der öffentlichen Debatte die frühzeitige und offene Informationspolitik des Unternehmens gewürdigt.
Das Beispiel zeigt: Bei unpopulären Entscheidungen muss das Unternehmen nicht die Rolle eines Selbstverteidigers übernehmen, sondern kann durch gezieltes Politik-Management in den Dialog treten, ein breites Unterstützer-Netzwerk etablieren und somit Konflikte entschärfen. Dies ist langfristig von Vorteil. Denn so kann nicht nur ein Imageschaden vermieden werden, sondern auch die geplanten Umstrukturierungen können effizienter und einvernehmlicher umgesetzt werden. Wenn das eigentliche Tagesgeschäft wieder im Vordergrund steht hat sich das präventive Politik-Management ausgezahlt.
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